35 mm, 105 mm? Festbrennweite, Zoom? Fisheye, Supertele, Normalobjektiv? Wenn es um die Brennweite geht, da verliert man als Kamera-Neuling schnell mal die Übersicht. Hier unser Kompaktkurs für Einsteiger: Objektiv Brennweiten – einfach erklärt!
Jeder der von der einfachen “Handyknipse” weg will hin zur ambitionierteren Fotografie, der wird sich früher oder später mit Brennweiten auseinandersetzen müssen. Denn bei höherwertigen Kameras wie Spiegelreflexkameras oder spiegellosen Systemkameras lassen sich die Objektive wechseln. Und Wahl und Einsatz des passenden Objektives werden maßgeblich durch die Brennweite definiert.
Was heißt Brennweite?
Die Brennweite eines Objektives bezeichnet, salopp formuliert, den Abstand zwischen Objektiv und dem Sensor. Die Linsen im Objektiv sind dabei das, wo die Lichtstrahlen eintreffen, der Sensor ist das worauf abgebildet wird. In Zeiten der analogen Fotografie hieß der Sensor noch “Filmebene”.
Für Nerds aber auch gern die genaue Definition:
Die Brennweite ist der Abstand zwischen Objektiv-Hauptebene und Brennpunkt.
Die Brennweite ist in mm am Objektiv angegeben. Handelt es sich um ein Objektiv mit Festbrennweite, dann findet sich hierzu nur eine Angabe, etwa “105 mm”. Zoomobjektive dagegen haben eine variable Brennweite. Die Brennweite wird hier daher in einem Bereich angegeben, etwa: “24 – 70 mm”
Brennweiten Faustformel
Kurze Brennweite (= kleine mm Zahl): Breiter Bildausschnitt. Extrem kurze Brennweiten unter 15 mm heißen auch Fisheye Objektiv, da sie bis zu 180 Grad Rundumsicht einfangen können.
Lange Brennweite (= große mm Zahl): Schmaler Bildausschnitt, das Motiv wird herangeholt
Zur Verdeutlichung ein Brennweiten Vergleich im praktischen Beispiel:
Standpunkt, Abstand, Blende und Kamera sind jeweils gleich. Einzig die Brennweite variiert. Links ein Motiv mit 70 mm. Rechts dasselbe Motiv mit 24 mm. Das rechte Foto liefert zwar weniger Details, dafür deutlich mehr Bildinformationen der gesamten Szene.
(Body: Canon Mark EOS 5D Mark II. Objektiv: Canon EF 24 -70mm 1:2,8 L USM)
Die 50 mm Brennweite gilt dabei als Referenz. Sie heißt auch Normalbrennweite, weil es in etwa dem natürlichen Sehfeld des menschlichen Auges entspricht.
Brennweiten unter 50mm bezeichnet man als Weitwinkel, Brennweiten ab 75 mm heißen Teleobjektive.
Ratgeber: Welche Brennweite für was?
Der berühmte Fotojournalist Henri Cartier Bresson nutzte gern das 50 mm Objektiv. Er gilt noch heute als Vater der Streetfotografie und der unverfälschten Bild-Reportage, daher der “ehrliche” Blickwinkel eines 50mm Objektives.
Willst Du aber möglichst viel vom Blickfeld einfangen, wie etwa ein Landschaftspanorama, dann nimm ein Weitwinkelobjektiv. Also eine Objektiv Brennweite von 35 mm oder noch weniger. Ebenfalls gut geeignet sind Weitwinkelbrennweiten, wenn möglichst viel an szenischer Information eingefangen werden muss. Manchmal passieren die wichtigen Dinge eben “am Rande”. Auch bei Innenaufnahmen von Häusern bist Du mit einem Weitwinkelobjektiv besser beraten. Mit einem 24 mm Objektiv kannst Du sogar einen sehr kleinen Raum noch relativ aussagekräftig ablichten.
Umgekehrt empfiehlt sich das Teleobjektiv, wenn Du ein Motiv heranholen willst. Dies ist etwa der Fall bei der Tier- und Sportfotografie.
Festbrennweite oder Zoom?
Zunächst: Bei Kompaktkameras, aber auch Spezialkameras wie Überwachungskameras oder IP-Kameras, hast Du eh keine Wahl. Da sind Zooms fast immer eingebaut. Zoomobjektive eignen sich immer dann, wenn es auf Schnelligkeit ankommt oder auf Flexibilität. Ein kurzer Dreh am Zoomring, und ruckzuck passt der Bildausschnitt (= die passende Brennweite). Für Einsteiger ist ein Zoomobjektiv daher empfehlenswert. Zooms von 18 -105 mm oder 24-135 mm sind ganz gute Formate, womit Du die meisten Anwendungsbereiche abdecken kannst. Sie werden daher oft im Bundle als Kamera-Kits verkauft. Viele Reporter heute arbeiten ebenfalls mit Zoomobjektiven, da es auf den entscheidenden Moment ankommt, wo keine Zeit bleibt für einen umständlichen Objektivwechsel.
Festbrennweiten sind für Puristen, Profis, oder für Studiosituationen, wo man lange genug Zeit hat, um sich auf das Motiv einzustellen. Festbrennweiten sind, Ausnahmen bestätigen die Regel, qualitativ besser, da die optische Konstruktion nicht so kompliziert ist. Nachteil: Man muss immer einen ganzen Satz an Objektiven mit sich herumschleppen, wenn man für jede fotografischen Situation passend gerüstet sein will.
Tipp: Kleine Telebrennweiten wie etwa 85 mm eignen sich besonders gut für Porträts!
Wer besonders scheue Tiere fotografieren will, der wird nicht um Superteles herumkommen. Diese fangen bei etwa 260 mm Brennweite an. Allerdings: Je stärker der Telefaktor, desto höher die Verwackelungsgefahr. Hier hilft dann ein Stativ.
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